Versorgungssicherheit benötigt ein funktionierendes WTO-System

“Multilateralismus ade?” Mit dieser Frage hat sich der Grain Club, eine Verbändeallianz der Agrar- und Ernährungswirtschaft, in seiner neuen Ausgabe des trendbrief agrarwirtschaft auseinandergesetzt. Der Grain Club fordert die deutsche und europäische Politik auf, sich im Rahmen des G20-Gipfels für offene und funktionierende Märkte sowie für die Stärkung der Welthandelsorganisation (WTO) einzusetzen.

Die WTO ist in einer schwierigen Lage. “Sie ist nicht nur unter Druck, weil US-Präsident Trump sie nicht mag, sondern auch, weil andere Staaten die Autorität der WTO-Regeln immer mehr in Frage stellen”, bemängelt Professor Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, im trendbrief-Interview. “Die Entwicklungen in den vergangenen zwei Jahren haben gezeigt, dass sich hochschaukelnde Handelskonflikte allen schaden und Unsicherheit schüren”, so Felbermayr.

Deutschland belegt im internationalen Agrarhandel den dritten Platz. In den letzten 20 Jahren sind die Agrarexporte um 292 Prozent und die Importe um 212 Prozent gestiegen. Ohne Rohstoffimporte aus Drittstaaten ist die Wertschöpfung in der agrarischen Verarbeitungskette nicht denkbar. Das macht es zu einer dringenden Aufgabe, die internationalen Handelsstrukturen zu stärken. “Die G20 ohne die USA - also die G19, wenn man so will - sollten es sich zur gemeinsamen Aufgabe machen, die WTO zu stützen und zu reformieren”, so Felbermayr.

Zusätzlich fordert der Grain Club, Standortfaktoren in Deutschland gerecht zu gestalten und Verwerfungen am Markt abzuwenden. Dazu Thorsten Tiedemann, Vorsitzender des Gesamtvorstandes des Vereins der Getreidehändler der Hamburger Börse e.V.: “Die Politik muss ein gutes Gespür für unsere Standortfaktoren entwickeln und sich stark machen, dass internationale Strukturen wie das WTO-System auch weiterhin wirken können”.