Auf dem Weg zu mehr nachhaltigem Soja

Sojabohnen auf dem Feld

Immer wieder sind Forderungen nach einem Verzicht oder gar einem Verbot von Sojaimporten von Nichtregierungsorganisationen und vereinzelt auch aus der Politik zu hören. Sie sind eine Reaktion auf Regenwaldrodungen in Brasilien und Landnutzungsänderungen in den Savannen Südamerikas. Doch sind solche radikalen Forderungen zielführend? Die Antwort ist ein klares Nein! Deutsche Importverbote oder auch ein Verzicht haben keine globale Lenkungswirkung. Im Gegenteil: Der Wirtschaftsstandort Deutschland hätte die Konsequenzen zu tragen, wenn man bedenkt, dass die Selbstversorgung mit heimischen Proteinen für die tierische Veredelung nur 35 Prozent beträgt und sämtliche Anstrengungen, in der Versorgungslücke durch Ausweitung des heimischen Anbaus weiter aufzuschließen, bisher nur marginalen Erfolg hatten.

Nord- und Südamerika sind klimatische Gunstregionen für den Anbau von Sojabohnen, dem qualitativ hochwertigsten Eiweißträger für die tierische Veredelung. Durch deren Importe kann Deutschland seinen Teil der internationalen Arbeitsteilung erfüllen und die milch- und fleischverarbeitende Industrie, zwei der stärksten Teilbranchen der deutschen Ernährungsindustrie, mit ihrer Wertschöpfung und der Bereitstellung von Arbeitsplätzen am Standort halten.

Anstatt auf Sojaimporte zu verzichten, gilt es vielmehr, die Sojaanbauländer bei der Umstellung auf Nachhaltigkeit zu unterstützen. Gefordert sind hier die jeweiligen Regierungen, ihre Institutionen vor Ort und die Verantwortlichen in den Importländern, d. h. Importeure, Rohstoffverarbeiter sowie die gesamte Wertschöpfungskette der tierischen Veredelung. Doch was hierzulande oft verkannt wird: Nachhaltigkeitszertifizierung hat ihren Preis, der am Ende auch über die Produkte an der Ladentheke bezahlt werden muss! Darüber, dass Verzicht auf Regenwaldrodungen und sonstige Landnutzungsänderungen ein Beitrag zum Klimaschutz ist, besteht Konsens. Noch nicht konsensfähig scheint hingegen die Überzeugung zu sein, dass hier auch jeder einzelne Konsument gefordert ist, seinen Beitrag zu leisten. Denn wer wollte es den meist agrarisch geprägten Sojaanbauländern verübeln, wenn diese sich auch in Folge ihres Bevölkerungswachstums wirtschaftlich entfalten wollen oder gar müssen. Hierzu sind agrarische Flächen mit gedeihlichen Anbaubedingungen nötig.

Ungeachtet dieses Zielkonfliktes hat sich der Markt dem Thema „Nachhaltiger Sojaanbau“ bereits seit Jahren angenommen und kann Erfolge aufweisen. Dies wird in der öffentlichen Diskussion nicht angemessen wahrgenommen.

Ziel dieses OVID-Briefes ist es:

  1. über die zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen und den Stand des Erreichten zu informieren
  2. Transparenz herzustellen und auf die Probleme hinzuweisen, die einem vollständigen Verzicht auf Regenwaldrodungen bislang entgegen stehen.

Damit verbindet sich unsere Zuversicht, im Sinne einer Versachlichung der Diskussion auch ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir die Verantwortung nicht auf einzelne Akteure abschieben dürfen, sondern Lösungen nur gemeinsam, als (globale) Solidargemeinschaft von Gesellschaft, Politik und Wirtschaftsbeteiligten, herbeiführen können.