„Ohne Gentechnik“ im Tierfutter

Internationaler Handel, heimischer Anbau und Verfügbarkeiten von Proteinfuttermitteln.

Gentechnisch veränderte Agrarrohstoffe werden derzeit in Deutschland nicht und in Europa kaum angebaut. Über den europäischen Tellerrand geschaut, ist dagegen ein ganz anderer Trend zu beobachten: Weltweit hat sich der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen (GVO-Pflanzen) in den letzten 20 Jahren von 0,1 auf 12 Prozent der Ackerfläche ausgedehnt. Mit 51 Prozent nehmen Sojabohnen den größten Anteil dieser Fläche ein. Zugleich ist etwa 90 Prozent des weltweit angebauten Sojas gentechnisch verändert. Neben diesem wichtigen agrarischen Rohstoff werden ebenso Mais, Baumwolle aber auch Raps, etwa in Kanada und Australien, gentechnisch verändert angebaut. Viele dieser Pflanzen liefern hochwertige Eiweißfuttermittel.

Die zum Teil schlagkräftigen Kampagnen gegen die Grüne Gentechnik der vergangenen Jahre haben tiefe Spuren hinterlassen: Weite Teile der deutschen Öffentlichkeit sind verunsichert. Für viele Verbraucher ist Gentechnik ein sensibles Thema. Mehr als 80 Prozent der Deutschen lehnen den Einsatz der Grünen Gentechnik in der Landwirtschaft ab. Gleichzeitig steigt der Druck auf Produzenten, auf gentechnisch veränderte Futtermittel und damit Importen aus Drittländern zu verzichten. Die Pläne des Lebensmitteleinzelhandels (LEH), künftig bei ihren Eigenmarken weitestgehend gentechnikfreies Futtermittel einzusetzen, haben sich zuletzt konkretisiert. Nachdem bereits entsprechende Angebote im Eier- und Geflügelsektor etabliert sind, gibt es derzeit eine Ausweitung auf verschiedene Milchprodukte. Branchenvertreter gehen aufgrund der zunehmenden Menge im Frischmilchbereich mittlerweile von einer Standardisierung der „Ohne Gentechnik“-Handelseigenmarken aus. Überlegungen einer weiteren Ausdehnung auf die Schweine- und Rindfleischerzeugung stehen ebenso im Raum.

Wenn deutsche Marktteilnehmer verstärkt Futtermittel aus nicht-gentechnisch veränderten Rohstoffen nachfragen, versuchen Produzenten hierzulande, diese Nachfrage auch zu bedienen. Doch sind Agrarrohstoffe ohne Gentechnik in entsprechender Qualität, Quantität und zu vertretbaren Preisen überhaupt verfügbar? Welche Rollen spielen dabei heimische Proteinfuttermittel? Das vorliegende OVID-Hintergrundpapier versucht Antworten auf diese komplexen Fragen zu geben und damit das Marktgeschehen rund um gentechnikfreie Futtermittel ein stückweit transparenter zu machen.