125 Jahre OVID: Ölmühlen fordern handelspolitische Vernunft

Ölmühlenverband fordert anlässlich 125. Gründungstag Politik auf, aus historischen Konflikten zu lernen und im Zollstreit aufeinander zuzugehen.

OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland feiert am Samstag seinen 125. Gründungstag. Am 19. April 1900 trafen sich sechzig führende Industrielle in Berlin zur Gründung des “Verbandes der Deutschen Oelmühlen zur Wahrung ihrer gemeinschaftlichen Interessen” (VDOe). Der Verband, der später in OVID umbenannt wurde, gehört damit zu den traditionsreichsten Interessenvertretungen in Deutschland. 

Zur Gründung kam es, weil die Ölmüller angesichts von wachsenden Zolllkonflikten sahen, dass es notwendig ist, die stark am Welthandel partizipierende Branche mit einer starken Stimme zu vertreten. “Eine Erkenntnis, die auch heute, in Zeiten von eskalierenden Handelskonflikten und exzessiver Lieferkettenregulierung hochaktuell ist”, unterstreicht der Kölner Wirtschaftshistoriker Alexander Faridi, der mit seinem Kollegen Dr. Marc Engels zum OVID-Jubiläum eine ebenso fundierte wie unterhaltsame Darstellung der Verbandsgeschichte vorgelegt hat. 

Faridi betont: “Die deutsche Ölmühlenindustrie war in den zurückliegenden Jahrzehnten systemrelevant für die Versorgung, und sie ist es noch heute.” Für die Bereitstellung von Lebens- und Futtermitteln ist die Branche angesichts der wachsenden Weltbevölkerung wichtiger denn je. In 80 Prozent der Produkte des täglichen Bedarfes sowie in jedem dritten Lebensmittel sind die vielfältigen Erzeugnisse der OVID-Mitgliedsunternehmen enthalten.

Die Ölmühlen sind auf eine stete Versorgung mit Ölsaaten für ihre Verarbeitung angewiesen und deshalb eng mit der Landwirtschaft in Deutschland und weit darüber hinaus verbunden. Die Verbandsgeschichte zeigt, dass Deutschlands Versorgung mit ölpflanzenbasierten Produkten auf beidem fußt: Eine starke landwirtschaftliche Produktion hierzulande sowie den möglichst barrierefreien Zugang zum weltweiten Agrarhandel und Warenverkehr. “Heimische Erzeugung und Agrarimporte sichern die  Versorgung der Bevölkerung und Wirtschaft”, so OVID-Präsidentin Jaana Kleinschmit von Lengefeld.

Die historischen Erfahrungen zeigen, dass Zollstreit niemandem Vorteile bringt. Deshalb ist es aktuell umso wichtiger, dass die EU Mitgliedsstaaten zusammenstehen und der US-Regierung kluge Vorschläge unterbreiten, die sowohl den amerikanischen als auch den europäischen Interessen dienen können. “Die EU sollte sich von Eingriffen in den internationalen Warenverkehr fernhalten. Regulierungen, die den freien Handel einschränken, wie zum Beispiel auch bürokratische und diskriminierende Lieferkettengesetze, schaden allen. Brüssel sollte weltweit Partnern auf Augenhöhe begegnen und sich weiterhin für eine freie Handelsordnung und faire Wirtschaftsbeziehungen stark machen. Handelspolitische Vernunft muss zurückkehren und die Zusammenarbeit für sichere Versorgung, gemeinsamen Wohlstand und Nachhaltigkeit in den Fokus rücken”, mahnt die OVID-Präsidentin heute aus Anlass des 125-Gründungstages.

Die von den Kölner Unternehmens-Historikern Marc Engels & Alexander Faridi verfasste Broschüre zur Verbandsgeschichte ist im Erling-Verlag erschienen (ISBN 978-3-86263-217-6) und steht auch online zur Verfügung:  https://www.ovid-verband.de/125-jahre-ovid