OVID Eiweißstrategie Futtermittel (Kurzfassung)
Deutschland verfügt über eine hochmoderne tierische Veredlungswirtschaft, die in der Lage ist, die Nachfrage der deutschen, europäischen und globalen Märkte nach Milch und Molkereierzeugnissen sowie Fleisch und Eiern in hoher Qualität und zu wettbewerbsfähigen Preisen zu bedienen. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden und die Wertschöpfung aus der tierischen Veredlungswirtschaft — gerade auch in ländlichen Regionen — dauerhaft zu erhalten, ist eine gesicherte Versorgung mit qualitativ hochwertigen Eiweißfuttermitteln eine wesentliche Voraussetzung.
Das bedeutet für die Rohstoffbereitstellung: nicht jedes Land, nicht jede Region muss alles selbst erzeugen. Ein großer Teil des Bedarfs an Eiweißfuttermitteln, vor allem Sojaextraktionsschrot (nachfolgend Sojaschrot), wird über Importe aus Drittstaaten gedeckt. Dabei kommt einer funktionierenden internationalen Arbeitsteilung – und als Bindeglied dem Agrarhandel – eine herausragende Rolle zu. Gleichzeitig sind die Erzeugerländer, insbesondere durch europäische Abnehmer, zunehmend gefordert, eine nachhaltigere Rohstofferzeugung sicherzustellen
und über etablierte Zertifizierungssysteme absichern zu lassen.
Dennoch stehen Soja-Importe weiterhin in der Kritik, vornehmlich vor dem Hintergrund einer ablehnenden Haltung gegenüber gentechnisch verändertem Soja, das in Teilen der Gesellschaft
weiterhin per se als nicht nachhaltig eingestuft wird. Nach politischen Initiativen auf nationaler Ebene (BMEL-Eiweißpflanzenstrategie) ist Anfang 2018 auch auf EU-Ebene die Diskussion um
einen „EU Protein Plan“ gestartet worden mit dem Ziel, die europäische Eiweißpflanzenversorgung zu steigern, um Soja-Importe reduzieren zu können. Häufig wird diese Diskussion sehr
stark auf die möglichen Potentiale der klassischen Körnerleguminosen Ackerbohne, Futtererbsen oder Süßlupinen reduziert, ohne den bereits erschlossenen und etablierten europäischen
Proteinquellen und deren dauerhafte Sicherung ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken.