Wie Luther mit Rapsöl ein Licht aufging
Bei Ausgrabungen in Wittenberg wurden Reste einer rund 500 Jahre alten Öllampe entdeckt. Laut Dr. Christian-Heinrich Wunderlich vom Landesmuseum Halle war höchstwahrscheinlich Rapsöl der Brennstoff. „Ich bin relativ sicher, dass Martin Luther solche Lampen gekannt und auch benutzt hat, denn es ist genau der Typ von Lampen, der zu Luthers Zeiten aufkam und plötzlich Allgemeingut wurde“, so Dr. Wunderlich.
Beleuchtung war bis zum Mittelalter purer Luxus. Erst zu Beginn der frühen Neuzeit eroberte die Rapspflanze Europa und lieferte große Mengen Öl. Jeder konnte sich von nun an Öl zum Verbrennen in einer Lampe leisten. Rapsöl als Brennstoff erleichterte das Arbeiten im Dunklen. Das steigerte die Produktivität der Menschen. Bis dahin waren selbst einfache Handarbeiten oft ans Tageslicht gebunden. „Damals brachte Rapsöl Licht ins dunkle Mittelalter und löste eine energetische Revolution aus. Heute sichert Raps als Biodiesel die Mobilität, liefert gleichzeitig Proteinfutter für Nutztiere und schützt das Klima“, so Wilhelm F. Thywissen, Präsident von OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland.
Als Erfindung der frühen Neuzeit war Raps bereits ein wichtiger nachwachsender Rohstoff. 500 Jahre später ist die Pflanze populärer denn je: Beliebtestes Speiseöl, wichtiges Eiweißfutter, klimafreundlicher Kraftstoff. Zusätzlich lockert Raps den Boden auf und ist relevante Nahrungs-quelle für Honigbienen. „Das ist gelebte Bioökonomie und entspricht den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen“, so Thywissen. Raps blüht aktuell auf rund 1,4 Millionen Hektar. Ernteschätzungen gehen in diesem Jahr von etwa 5 Millionen Tonnen Rapssaaten aus.
Ab dem 19. Jahrhundert verdrängte Petroleum Rapsöl als Brennstoff in den Lampen. Noch heute nutzt man Petroleum in Gartenfackeln. Dr. Wunderlich: „Wie zu Luthers Zeiten ließe sich das Licht auch problemlos mit Rapsöl erzeugen“.