OVID: Eiweißstrategie Futtermittel

Die Rolle von Soja und Raps als Proteinfuttermittel in Deutschland und Europa

Zusammenfassung des Positionspapiers „Eiweißstrategie Futtermittel: Die Rolle von Soja und Raps als Proteinfuttermittel
in Deutschland und Europa“

Derzeit beschäftigen sich agrarpolitische Diskussionen verstärkt mit den weltweiten
agrarischen Flächennutzungskonkurrenzen und deren Auswirkungen. Im Zentrum der
Kritik steht u. a. die starke Abhängigkeit von Sojaimporten zur Sicherstellung der
Proteinfuttermittelversorgung in Europa und den damit verbundenen ökologischen
und sozialen Folgen in den Herkunftsländern. Hintergrund der Kritik ist die ablehnende
Haltung gegenüber GVO-Soja, das per se als nicht nachhaltig eingestuft wird. Die
Sojaproduktion in Südamerika wird vor allem mit der Regenwaldzerstörung und mit
hohen Pestizidaufwendungen in Verbindung gebracht. Diese Stoßrichtung wird durch
die Etablierung des Labels „Ohne Gentechnik“ im Lebensmittelsektor und die daran
geknüpften Kriterien verstärkt. Die Anti-Soja-Stimmung verfängt immer mehr auf politischer
Ebene und schlägt sich bereits in entsprechenden politischen Initiativen nieder.
Um eine globale und langfristige Betrachtung bemüht und unter Berücksichtigung mitunter
nicht dargestellter Zusammenhänge kommt OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden
Industrie in Deutschland e.V. zu folgenden Schlussfolgerungen:


1. Ölsaaten wie Sojabohnen, Rapssaaten und Sonnenblumenkerne sind Rohstoff
für die Produktion hochwertiger pflanzlicher Öle. Bei der Ölherstellung liefern
sie als Kuppelprodukte eiweißreiche Ölschrote. Diese Ölschrote stellen eine
wesentliche Säule der Versorgung mit Proteinfuttermitteln in Europa dar. Sojaschrot
ist weiterhin das wichtigste in der europäischen Tierfütterung eingesetzte
Proteinfuttermittel. Zugleich trägt Rapsschrot in den letzten Jahren zur
deutlichen Steigerung des Anteils einheimisch produzierter Eiweißfuttermittel
bei.

2. Einheimische Körnerleguminosen hingegen tragen aufgrund fehlender ökonomischer
Attraktivität nur marginal zur Versorgung mit Proteinfuttermitteln bei.
Sie sind trotz tierernährerischer Wertschätzung in ihrer Eiweißwertigkeit Rapsund
Sojaschrot unterlegen. Sie verfügen aufgrund ihrer hohen Anfälligkeit
gegenüber Pilzerkrankungen und Pflanzenschädlingen über eine zu geringe
Ertragsstabilität und sind großen Schwankungen in den jährlichen Ertragserwartungen
unterworfen.

3. Aufgrund pflanzenbaulicher Beschränkungen lässt sich eine europäische
„Eiweißlücke“ daher nicht durch die Ausweitung des Anbaus von Körnerleguminosen
schließen.

4. Eine Steigerung der Erzeugung von Körnerleguminosen müsste aufgrund
begrenzter Flächen zu Lasten europäischer Hochertragskulturen gehen. Hierzu zählen insbesondere Weizen- und Rapsstandorte. Für diese Kulturen stellt
Europa als vorzügliche Gunstlage die wichtigste Anbauregion mit den weltweit höchsten Flächenerträgen dar.

5. Eine Einschränkung des Weizenanbaus in Europa zugunsten von Körnerleguminosen
würde in eine Weizenproduktionslücke und damit in eine Verringerung
des EU-Exportpotenzials münden. Eine Weizenproduktionslücke könnte
nicht mit der gleichen Flächeneffizienz wie in Europa durch den Anbau in anderen
Ländern der Welt kompensiert werden.

6. In einer hochgradig arbeitsteilig organisierten Weltwirtschaft sichert die internationale
Spezialisierung bei der Produktion von Hochertragskulturen eine
effiziente Flächennutzung und die Ausschöpfung der Produktionspotenziale.

7. Voraussetzung hierfür ist ein nachhaltiger Anbau, der einen verantwortungsvollen
Umgang mit wertvollen Ökosystemen sicherstellt. Mit Hilfe von Zertifizierungssystemen
wie ISCC, RTRS oder Soja Plus kann beispielsweise eine
nachhaltige Produktion von Soja vorangetrieben werden.