Herausforderung Welternährung

Sündenbockrhetorik & Schwarz-Weiß-Malerei prägen die Debatte.

7 Milliarden Menschen leben heute auf unserem Planeten. Dennoch ist nicht eine unzureichende weltweite Produktion und damit ein Mangel an Nahrungsmitteln die Ursache für Hungerkrisen. Vielmehr ist es ein Problem der unterschiedlichen Kaufkraft: Rund 1 Milliarde unterernährter Menschen stehen weltweit über 1 Milliarde übergewichtiger Menschen gegenüber. Die Zahlenkonvergenz verdeutlicht das eigentliche Problem: Oft fehlt in Entwicklungsländern Teilen der Bevölkerung das Einkommen, um sich Nahrungsmittel leisten zu können. Besonders arme Bevölkerungsgruppen in den stark anwachsenden Städten sind auf erschwingliche Nahrungsmittel angewiesen. Für die Bevölkerung auf dem Lande könnten höhere Weltmarktpreise hingegen einen Anreiz bieten, um über den eigenen Bedarf hinaus zu produzieren und so ihr Einkommen nicht zuletzt für bessere Bildungschancen und Gesundheitsversorgung ihrer Familie zu erhöhen und damit auch Landflucht und Verstädterung entgegenzuwirken. Voraussetzungen hierfür sind good governance, d. h. eine gute, demokratische Regierungsführung im eigenen Land sowie gezielte entwicklungspolitische Maßnahmen der Industriestaaten, die in die Infrastruktur dieser Länder investieren, und gleichsam Exportsubventionen und -quotierungen sowie Marktzugangsbeschränkungen abbauen.

Die globale Agrarwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen, um die Bedürfnisse der wachsenden Weltbevölkerung nach Nahrung und Energie sicherzustellen. Pflanzliche Öle und Fette gehören zu den weltweiten Grundnahrungsmitteln und sind darüber hinaus Rohstoff für Bioenergie. Stark steigende und fallende Preise dieser Agrarprodukte geben vor allem Entwicklungsländern keine klaren Signale für Investitionen in Saatgut, Maschinen, Düngemittel und Lagerung und setzen sie so verstärkt der Gefahr von Hungerkrisen aus. Die oftmals gescholtene Produktion von Biokraftstoffen kann Rohstoffpreise nach unten und oben abfedern und den Agrarmarkt somit stabilisieren. Dabei gilt selbstverständlich Food First. Wir sollten also genau durchdenken, welche Maßnahmen es braucht, um Hunger und Armut auf dieser Welt zu begegnen. Schwarz-Weiß-Malerei und Sündenbockrhetorik helfen niemandem.