Soja Kraftfutter für Rind, Schwein und Geflügel
Die Sojabohne zählt zu den wichtigsten Nutzpflanzen weltweit. Hauptanbauländer sind die USA, Brasilien und Argentinien. Die Hülsenfrucht hat mit ca. 80 % einen hohen Schrotanteil. Sojaschrot enthält viel hochwertiges Eiweiß und ist damit wichtige Proteinquelle für unsere Nutztiere. Ein kleiner Teil der Sojabohnen wird direkt zu Lebensmitteln wie Sojamilch und Tofu verarbeitet.
Infografikenzum Thema Soja
Häufig gestellte Fragen
Die Sojabohne besteht zu 20 Prozent aus Öl, mengenmäßig wichtigster Bestandteil der Bohne ist das Sojaextraktionsschrot (kurz: Sojaschrot), das bis zu 80 Prozent enthalten ist. In Lebensmitteln kann Soja in Form von Sojaöl z. B. in Salatöl und Margarine sowie in Backwaren enthalten sein. Ein Nebenprodukt, das bei der Verarbeitung anfällt, ist Sojalecithin, das als Emulgator in z. B. Schokoladenkeksen und Soßen steckt. Zunehmend wird Sojaöl auch als nachwachsender Rohstoff zur Herstellung u. a. von Farben oder Lacken im Rahmen der Bioökonomie verwendet. In der Tierveredelung spielt das Sojaschrot eine entscheidende Rolle, da es qualitativ hochwertiges Eiweiß mit wertvollen Aminosäuren sowie viel Energie liefert und sich hervorragend für die Fütterung von Geflügel, Schweinen und Rindern eignet.
Sojabohnen bestehen zu 80 Prozent aus Sojaschrot und zu 20 Prozent aus Sojaöl. Das aus den Bohnen gewonnene Soja(extraktions)schrot ist für die tierische Veredelung in Deutschland zur bedarfsgerechten Proteinergänzung in der Fütterung unserer landwirtschaftlichen Nutztiere von großer Bedeutung. Sojaschrot ist allen anderen eiweißliefernden Pflanzen überlegen, vor allem in Preiswürdigkeit und Qualität und hier insbesondere hinsichtlich der Aminosäuren-Zusammensetzung und der Eiweißverdaulichkeit. Der Selbstversorgungsgrad mit besonders eiweißhaltigen Futtermitteln wie Soja beträgt hierzulande nur etwa 35 Prozent, in der gesamten EU sogar nur 30 Prozent. Um die deutsche und europäische Eiweißlücke zu schließen, brauchen wir Sojaimporte aus Nord- und Südamerika, den klimatischen Gunstregionen für deren Anbau. Eine hochspezialisierte Tierproduktion sowie zwei der stärksten Teilbranchen der deutschen Ernährungsindustrie, nämlich eine moderne milch- und fleischverarbeitenden Industrie, sorgen am Standort Deutschland für eine hohe Wertschöpfung und die Sicherung von Arbeitsplätzen. Diese Branchen sind in der Lage, unter Einhaltung hoher Umwelt- und Tierwohlstandards die deutsche und europäische Ernährungswirtschaft sowie die globalen Märkte mit Milch- und Fleischerzeugnissen in ausreichenden Mengen, hoher Qualität und zu wettbewerbsfähigen Preisen zu versorgen. Und auch in den Herkunftsländern der Sojabohnen trägt der Anbau zur Wohlstandsmehrung der Bevölkerung bei, da dadurch eine zuvor fehlende Infrastruktur und Arbeitsplätze geschaffen werden.
Nachhaltig ist Soja dann, wenn beim Anbau Umwelt- und Sozialstandard berücksichtigt werden. Bei den Sozialkriterien stehen menschenwürdige Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Landnutzungsrechten im Vordergrund. Landnutzungsänderungen sind untersagt und schützenswerte Gebiete wie Regenwaldflächen bleiben unangetastet, und die Biodiversität ist zu erhalten. Auf den bestehenden Anbauflächen ist eine nachhaltige Bewirtschaftung von zentraler Bedeutung, um so die Bodenfruchtbarkeit über viele Jahre zu erhalten und Erträge nachhaltig zu steigern. Bodenschutz und die Förderung von Innovationen zur guten landwirtschaftlichen Praxis sind somit wichtige Vorgaben für den nachhaltigen Anbau. Sie müssen in Zusammenarbeit mit den Kunden, Kleinbauern und Plantagenbetreibern praktisch umgesetzt werden. Nur so kann eine Ausweitung der Ackerflächen in wertvolle und schützenswerte Naturräume gestoppt werden.
Grundsätzlich muss eine nachhaltige Landwirtschaft sowohl ökologisch verträglich, ökonomisch sinnvoll als auch sozial verantwortbar sein. Land, Wasser und genetische Ressourcen müssen für künftige Generationen bewahrt werden. Dabei spielt die Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) zunächst keine Rolle, da sie kein Nachhaltigkeitskriterium an sich ist. Wesentlich für die Nachhaltigkeitsbetrachtung ist eine Landbewirtschaftung im Sinne der guten „Praxis“, dabei kann der Anbau gentechnisch veränderter Kulturpflanzen einen wertvollen Beitrag leisten, da damit z.B. der Herbizideinsatz auf dem Acker insgesamt reduziert kann; darüber hinaus können bei gentechnisch veränderten Pflanzensorten, die gegenüber einem Totalherbizid resistent sind, pfluglose Verfahren angewandt werden, welche die Biodiversität im Boden erhalte. Alle wissenschaftlichen Untersuchungen belegen im Übrigen, dass die gegenwärtig zugelassenen GVO keine Risiken für die Umwelt darstellen.
Die deutsche und europäische Importwirtschaft arbeitet seit Jahren intensiv am Aufbau nachhaltiger Lieferketten. Um die illegale Abholzung zu bekämpfen, erarbeitete der europäische Verband der Mischfutterhersteller (FEFAC) z.B. 2015 in Abstimmung mit Vertretern der Wertschöpfungskette sowie Verbrauchern und Nichtregierungsorganisationen die Leitlinien für eine verantwortungsvolle Sojabeschaffung - „Soy Sourcing Guidelines“. Im Sinne einer nachhaltigen globalen Sojabeschaffung legten FEFAC und das International Trade Center (ITC) Mindeststandards in Bezug auf die ökologische und soziale Verantwortung bei der Sojaproduktion fest. Die ölsaatenverarbeitende Industrie bietet nach diesen Mindestanforderungen sowie auch darüber hinausgehend nachhaltig zertifizierte Produkte am Markt an. Die Nachfrage ist derzeit noch geringer als das Angebot an verfügbarer zertifizierter Ware. Dies liegt vermutlich an leicht höheren Kosten solcher Ware. Anwendung und Überprüfung von Nachhaltigkeitsprozessen beim Anbau von Sojabohnen haben leicht höhere Kosten als konventionelle Ware zur Folge. Der Mehraufwand muss entlang der gesamten Lieferkette bis hin zum Verbraucher entsprechend honoriert werden, dies ist derzeit (noch) nicht im notwendigen Umfang der Fall.
Nach einer unvergleichlichen Abholzungsperiode in den brasilianischen Regenwäldern des Amazonas im Jahr 2006 beschlossen Vertreter der Zivilgesellschaft, Umweltschutzorganisationen, der Regierung sowie der Sojaerzeuger und -verarbeiter Brasiliens das sogenannte Soja-Moratorium. Damit verpflichteten sich alle Beteiligten, auf den Ankauf von Sojabohnen von gerodeten Flächen zu verzichten. Das Moratorium dient seitdem dem Schutz der Amazonasregion vor Abholzung[i]. Die Einhaltung der Vorgaben wird durch eine eigens dafür geschaffene Gruppe Soy Task Force (GTS) begleitet, der auch Greenpeace und der WWF angehören. Für das Erntejahr 2016/2017 hat die Kartierung des nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) gezeigt, dass 98,8 % der illegalen Entwaldung im Amazonasbiom vor allem für die Tierhaltung auf Weiden genutzt wird. Der Sojaanbau ist demnach nur noch 1,2 Prozent der illegalen Abholzung im Amazonas-Gebiet verantwortlich[ii] Und das, obwohl die Anbaufläche für Sojabohnen in Brasilien von 1,14 Millionen Hektar im Erntejahr 2006/2007 auf 4,48 Millionen Hektar 2016/2017 angestiegen ist, und damit 13 Prozent der brasilianischen Ackerbaufläche ausmacht.
[i] GIBBS et al. (2015): Brazil’s Soy Moratorium - Supply-chain governance is needed to avoid deforestation.
[ii] http://www.abiove.org.br/site/_FILES/English/10012018-095646-soy_moratorium_monitoring_report_2017.pdf
Um den Nachhaltigkeitskriterien der EU für Importsoja perspektivisch zu entsprechen, wurde 2010 unter Mitwirkung des brasilianischen Pflanzenölverbandes ABIOVE das neue Nachhaltigkeitsprogramm für brasilianisches Soja – „Soja Plus“ - gestartet. Die von „Soja Plus“ gesetzten Nachhaltigkeitsstandards sollten dabei zunächst so einfach umzusetzen sein, dass für brasilianische Bauern keine zu großen Hürden entstehen. Im Rahmen von „Soja Plus“ steht deshalb erst einmal die Einhaltung der brasilianischen Gesetzgebung (Forest Code) im Vordergrund. Dies bedeutet, dass legale Entwaldung (legal deforestation) in begrenztem Maße erlaubt ist: Im Amazonasgebiet sind 20 Prozent der Regenwaldfläche zur landwirtschaftlichen Nutzung durch den Forest Code freigegeben. Diese Möglichkeit findet vor allem in Europa wenig Fürsprecher. Für brasilianische Farmer ist sie jedoch bereits ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit. „Soja Plus“ gibt sich mit diesem Erfolg nicht zufrieden, inzwischen wird an der Überarbeitung und Ausweitung der Vorgaben gearbeitet, damit diese die „Soy Sourcing Guidelines“ erfüllen.
Im Januar 2017 schlossen sich der europäische Dachverband der ölsaatenverarbeitenden Industrie (FEDIOL) mit dem brasilianischen Landwirtschaftsverband (APROSOJA), dem brasilianischen Pflanzenölverband (ABIOVE), dem europäischen Verband der Mischfutterhersteller (FEFAC) und der niederländischen Initiative für nachhaltigen Handel (iDH) zusammen, um sich auf ein „Memorandum of Understanding“ zu verständigen. Zweck dieses Memorandums ist die Stärkung von Kooperationen, die sich für die nachhaltige Produktion von Soja in Brasilien einsetzen und die die Ausweitung von nachhaltigem Soja am Markt vorantreiben. Im Vordergrund steht hier zum einen die neue brasilianische Gesetzgebung (Forest Code), die Landnutzungsänderungen sichtbar und strafbar macht. Darüber hinaus wird auf Initiativen entlang der Lieferkette gesetzt, die nachhaltige Landwirtschaft unterstützen sollen. Nach dem ersten Jahr seit Unterzeichnung des Memorandums können positive Entwicklungen festgehalten werden. Ein gemeinsames Pilotprojekt von APROSOJA und iDH in Mato Grosso führt z.B. dazu, dass bereits degradiertes Land durch die Landwirte selbst rekultiviert wird.
Eine einfache Übertragung des seit 2006 geltenden Soja-Moratoriums von Wirtschaft, Zivilgesellschaft und brasilianischer Regierung auf andere Vegetationszonen in Brasilien wie dem Cerrado (Savanne) ist nicht sinnvoll. In dem Biom Cerrado wird Soja derzeit auf 8 % der Fläche angebaut. Ein kritischer Punkt sind hier die Besitzverhältnisse: Viele Flächen sind in Privatbesitz. Wichtig ist zunächst, dass die dortigen Grundbesitzer ihr Land für eine satellitengestützte Kartierung registrieren, die Teil der brasilianischen Gesetzgebung „Forest Code“ ist, so dass illegale Landnutzungsänderungen nachverfolgt werden können. Im Cerrado sind viele Flächen vorhanden, die im Anschluss an eine Nutzung als Weideland für den Sojaanbau attraktiv sind. Sollen Farmer auf eine solche Nutzung ihrer Agrarflächen verzichten, müssen Anreize geschaffen werden, hier helfen keine Verbote, die einer Enteignung gleich kämen. Stattdessen muss über mögliche Entschädigungen der südamerikanischen Landeigentümer verhandelt werden. Gemeinsam im politischen Dialog mit den Erzeugerländern, bilateral oder besser noch multilateral, z. B. mit der Welthandelsorganisation (WTO) und den Vereinten Nationen (UN), gilt es, mit den Anbauländern Konzepte zu entwickeln, die Landnutzungsänderungen und damit einhergehende klimaschädigende Umweltwirkungen unterbinden.